Am 22. Juni 2024 fand im Hotel Aquatis in Lausanne die GV der AVIA Luftwaffe in einem würdigen sowie kameradschaftlichen Rahmen statt. Der statutarische Teil wurde geprägt durch verschiedene wertvolle Beiträge im Bereich Varia. Im Anschluss folgten zwei spannende Vorträge. Oberst i Gst Ludovic Monnerat (J5/ Head of Space Domain) stellte den Bereich Space, welcher per 2026 der Schweizer Luftwaffe unterstellt werden soll, vor. Brigadier Christian Oppliger (Kdt Stv LW), präsentierte den Anwesenden einen Rückblick sowie Ausblick über die Aktivitäten und Herausforderungen der Schweizer Luftwaffe.
Die Mitglieder der AVIA Luftwaffe (AVIA) sowie die Gäste wurden am frühen Samstagmorgen im Hotel Aquatis in Lausanne zu Kaffee und Gipfeli empfangen. Anwesend waren 45 stimmberechtige Mitglieder. Auf Grund verschiedener parallellaufender militärischer Anlässe, war die Anzahl Anwesender im Gegensatz zu den letzten Jahren etwas geringer.
Um 10.30 Uhr begann die GV mit der Begrüssung durch Oberstlt Alain Freise, Präsident der gastgebenden Sektion AVIA Romande.
Tätigkeitsbericht
Im Anschluss folgte der Tätigkeitsbericht für das Jahr 2023 durch den Präsidenten der AVIA, Oberstlt Jorge Padro. Erwähnt wurde unter anderem:
- die Zusammenarbeit mit der SOG, dem Verband Militärischer Gesellschaften Schweiz (VMG) sowie der Organisation Sicherheit Schweiz. Thematisiert wurden die Diskussionen bezüglich der Wiederwahl des Präsidenten der SOG sowie die Abschaffung des Pflichtabonnement der ASMZ. Oberstlt Padro erläutert, dass sich der Zentralvorstand der AVIA (ZV) für die Wiederwahl des Präsidenten der SOG sowie gegen das Pflichtabonnement der ASMZ ausgesprochen hat. Die Abstimmungen an der GV der SOG haben gezeigt, dass der ZV mit dieser Meinung im Trend lag;
- die Absage des Anlasses «AirSpirit 24» und die Planung für das 100 Jahr Jubiläum der AVIA im nächsten Jahr. Im letzten Jahr meldete sich die AVIA proaktiv beim Kdt LW, Divisionär Peter «Pablo» Merz, und bot auf Grund des anstehenden Jubiläums der AVIA die Mitwirkung am Anlass «AirSpirit 24» an. In Absprache mit dem OK des Anlasses wurde vereinbart, dass die AVIA ein Symposium organisiert. Als die Konzepte erstellt und die Referenten organisiert waren, wurde «AirSpirit 24» auf Grund der angespannten finanziellen Situation der Schweizer Armee abgesagt. Oberstlt Padro betont, dass es nicht die Absicht der AVIA sei, die getane Arbeit ungenutzt zu lassen, sondern geplant sei, die Referate und Diskussionen im Rahmen des Jubiläums im nächsten Jahr als einzelne Veranstaltungen durchzuführen. Ergänzt wird das Programm des Jubiläumjahrs durch Anlässe in Zusammenarbeit mit den verschiedenen AVIA Sektionen (Details folgen).
Auch 2023 engagierte sich der Chef Mitgliederwerbung der AVIA, Oberst Philipp Waldis, für die Gewinnung neuer Mitglieder. Jährlich sind Vertreter der AVIA zu Besuch beim TLG LW und begrüssen die Aspiranten beim Einmarsch des 100 km Marsches am Ende der LW OS. Die AVIA offeriert jeweils ein Apéro oder Mittagessen und sucht das Gespräch mit den (zukünftigen) Offizieren.
Für den Rückblick im Bereich European Partnership of Air Force Associations (EPAA) übergab Oberstlt Padro das Wort an den verantwortlichen Vertreter aus dem ZV, Oberstlt Rolf Laager, welcher zuerst dem abwesenden Sekretär des ZV, Maj aD Martin Schlatter, zur Wahl zum Generalsekretär der EPAA gratuliert und sich für dessen unermüdliche Arbeit in diesem Bereich bedankte. Oberstlt Laager erwähnt, dass die Wertschätzung der EPAA noch vor einem Jahr in der Schweiz sehr gering war. Durch die Wahl von Maj aD Schlatter zum Generalsekretär hat sich dies aber geändert und es sei zu hoffen, in den nächsten Jahren Profit davon tragen zu können. Die Ziele für die nächsten Jahren seien:
- Erfahrungsbericht zum F-35 einzuholen;
- Neue Mitgliedersaaten zu gewinnen. Die EPAA hoffe, besonders die skandinavischen Länder als Mitglieder gewinnen zu können. Diskussionen in diesem Bereich seien im Gange.
Abstimmungen
Die Jahresbilanz sowie das Budget wurden einstimmig genehmigt und auch die Zentralvorstandsmitglieder wurden ohne Gegenstimmen wiedergewählt. Der ZV bedankt sich bei den Mitgliedern, für das entgegengebrachte Vertrauen.
Besonders erfreulich ist die einstimmige Neuwahl des ehemaligen Kdt Stv LW, Brigadier Werner Epper, in den ZV. Der ZV freut sich auf die zukünftige Zusammenarbeit und wünscht Brigadier Epper viel Freude und Erfolg in seinem neuen Amt.
Varia
In diesem Jahr gab es überdurchschnittlich viele Wortmeldungen aus dem Publikum im Bereich Varia:
- Es wurde gebeten zu prüfen, ob die Mitgliedschaft von höh Uof bei der AVIA eine Option wäre. Es gäbe immer mehr Positionen in Stäben, welche durch höh Uof besetzt seien und von deren Fachwissen profitieren zu können, wäre sicher ein Mehrwert für die AVIA;
- Es wird darauf hingewiesen, dass eine militärische Ausbildung bei der Lohnberechnung von Arbeitnehmenden in der Schweiz meist nicht berücksichtigt wird. Die AVIA wird gebeten, sich proaktiv gegen diesen Missstand einzusetzen;
- Der Präsident der OG Bodensee und Mitglied der AVIA Bern überreicht Oberstlt Freise als Dankeschön für die Gastfreundschaft das Buch «Offiziere am Bodensee». Das Buch wurde im Rahmen des 20 Jahr Jubiläums der OG Bodensee geschrieben und soll Offizieren motivieren sowie inspirieren. Das Buch kann über folgenden Link eingesehen werden: OGB Festschrift 2023 (wolfau-druck.ch)
Der ZV schätzt diese Beiträge sehr und wird sich bei der nächsten Zentralvorstandssitzung mit den Themen auseinandersetzen.
Referate
Nach Abschluss der Statutarischen Belangen ging es mit dem Vortrag des J5/ Head of Space Domain, Oberst i Gst Ludovic Monnerat, weiter. Er erläuterte die aktuelle Lage im Weltraum und ging auf den Zeitplan der Integration des neuen Kommandos Space in die Schweizer Luftwaffe (LW) sowie die Ziele der neuen Organisationseinheit ein.
Das neue Kommando wird per 2026 als Task Force der LW angegliedert und ab 2029 im Gesetz verankert. Die neue Organisationseinheit besteht aus über 50 Berufsoffizieren, Berufsunteroffizieren und zivilen Experten sowie 65 Milizangehörigen.
Die Task Force verfolgt folgende Ziele:
- Die Unterstützung der taktischen Stufen durch Echtzeitübermittlung von Satellitenbildern;
- Ein Lagebild über die Situation im All zur Verfügung stellen, um sich der Einsicht gegnerischer Satelliten zu entziehen;
- Unter allen Umständen eine sichere Kommunikationsverbindung zur Unterstützung der Truppen und Dritter aufbauen;
- Durch die Erhöhung der Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit von Daten die Autonomie der Schweizer Armee erhöhen;
- In Friedenszeiten die wirtschaftliche Relevanz bzw. Konkurrenzfähigkeit der Schweiz im Bereich Space fördern.
Zum Schluss beton Oberst i Gst Monnerat, dass die Schweizer Armee bereits heute über ein umfangreiches Wissen im Bereich Space verfügt und einer Mehrheit der europäischen Länder in diesem Bereich überlegen ist.
Den Abschluss der GV bildete der Vortrag des Kdt Stv LW, Brigadier Christian Oppliger, welcher zu Beginn seines Referats auf die gegenwärtig grössten Herausforderungen der LW einging:
- Die angespannte und sich schnell ändernde politische Lage in Europa auf Grund des Krieges in Osteuropa;
- Die kritische finanzielle Lage der Schweizer Armee: 2022 wurde vom Parlament beschlossen, dass der Schweizer Armee bis 2030 jährlich 1 % des BIT zur Verfügung steht. Auf Grund von Sparmassnahmen wurde 2023 die Frist durch den Bundesrat bis 2035 verlängert und das Parlament hat nicht interveniert. Dieser Entscheid hat zur Folge, dass der Schweizer Armee bis 2030 CHF 10 Mrd für die budgetierten Beschaffungen fehlen. Pläne für Sparmassnahmen sind aktuell in der Ausarbeitung und Umsetzung;
- Die AO Revision 2026: Per 2026 wird die LW im Rahmen des Projekts BRIGATA umstrukturiert. Während die aktuelle Struktur der LW für Einsätze in Friedenszeiten ausgelegt ist, soll die AO Revision 2026 die Verteidigungsstärke der LW mit Schwerpunkt auf der Dezentralisierung optimieren.
Brigadier Oppliger geht weiter auf die potenzielle Ausserbetriebnahme des F5-Tiger ein. Es sei die Absicht des VBS, mit dem F5-Betrieb per Ende 2027 aufzuhören. Die Armeeführung will das Geld aufgrund der aktuellen Finanzsituation konsequent auf neue Systeme konzentriere. Der Entscheid durch das Parlament wird im Verlauf des Jahres erwartet.
Zum Schluss erwähnt Brigadier Oppliger das Thema Dezentralisierung und vor allem die erfolgreiche Übung ALPHA UNO. Nach dem in den letzten Jahrzehnten die Fähigkeit mit Kampfflugzeugen auf der Autobahn zu landen verloren ging, konnte die Kompetenzlücke in diesem Jahr wieder geschlossen werden. Am 5. Juni 2024 startete und landete die Luftwaffe mit vier F/A-18 auf der Nationalstrasse A1 bei Payerne. Der Test diente dem Ziel, die Taktik und Technik solcher Einsätze zu prüfen. Es handelte sich um eine militärische Überprüfung und keinen Öffentlichkeitsanlass. Das Übungsgelände wurde grossräumig abgesperrt und der Strassenverkehr umgeleitet.
Die AVIA bedankt sich bei den beiden Referenten für ihre sehr spannenden und informativen Vorträge sowie bei der AVIA Romande für die Organisation und Durchführung dieses gelungenen Anlasses.