Die Tatsache der Überalterung der Tiger F5 Flotte und der damit verbundenen Einschränkung der Einsätze unserer Luftwaffe ist unbestritten. In einem modernen Konfliktszenario hat ein Flugzeug mit Erstflug 1959 keine Überlebenschance, ganz zu schweigen von einer dissuasiven Wirkung.
Im Ablaufplan des VBS sind wir in der Phase der Vorbereitung des Typenentscheides (Februar 2010). Gemäss verschiedenen Verlautbarungen seitens des VBS soll auf Grund der angespannten finanziellen Situation dieses höchst prioritäre Rüstungsgeschäft auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben werden. Ein derartiges politisches Vorhaben bedingt eine genaue Analyse mit entsprechenden Folgerungen. Eine Beschaffung eines flugtechnischen Waffensystems dauert in der Regel in unserem Land circa 15 Jahre. Mit anderen Worten, Flugzeuge die man heute nach der Evaluation bestellen könnte, wären Mitte des nächsten Jahrzehnts einsatzbereit auf der flight-line.
Eine Verschiebung dieser für die Luftwaffe überlebenswichtigen Beschaffung bedeuted: Im Herbst 2010 (Sept/Okt) steht die Abstimmung der GSoA über das Flugzeug Morartorium im eidgenössischen Abstimmungskalender. Mit einer Verschiebung des TTE Geschäftes hat diese Volksbefragung sehr grosse Chancen, angenommen zu werden. In einer Phase der Unent-
schlossenheit und diffusen Erklärungen wird sich keine Milizorganisation hinter die Meinung des VBS und der Armeeführung stellen. Damit ist die notwendige Miliz-Unterstützung für eine erfolgreiche Kampagne gegen die GSoA nicht gewährleistet. Ein damit in Kraft tretendes Beschaffungsmoratorium würde alle Aktivitäten in diesem Fachbereich bis ins Jahr 2020 unterbinden; es dürfte auch nicht weiterevaluiert werden.
Sollte dann eine neue Evaluation in Erwägung gezogen werden, vergehen weitere 4 Jahre, Entscheidungsprozess: 1 Jahr (2025), Bau der Flugzeuge im Werk: 3-5 Jahre (2028), 1. Maschine operationell, auf der flight-line, frühestens: 2030.
Zum gleichen Zeitpunkt endet in dieser Zeitepoche, die Lebensdauer der F/A 18 „Hornet“ Flotte. Das heisst wir müssten zur Sicherstellung einer vertretbaren Flottengrösse ALLE Flugzeuge gleichzeitig ersetzen. Dieses Vorhaben würde jeglichen finanziellen Rahmen sprengen.
Die Folgerungen aus diesen Sachverhalten sind eindeutig und sowohl für die Luftwaffe, als auch für das Heer dramatisch und von existenzieller Bedeutung. Die Existenz der gesamten Armee ist damit in Frage gestellt. Eine Verschiebung der TTE Beschaffung, auch nur um 2 – 3 Jahre, wird durch die GSoA Initiative klar verunmöglicht. Wenn die VBS Führungsgremien nicht wissen, was wann beschafft werden soll, wird der Souverän dem GSoA-Moratorium im Herbst 2010, entsprechend zustimmen. Den Tiger F5 noch weitere Jahre zu operieren wird zusehens mit immens steigenden Kosten verbunden sein; eine vertretbare Kosten/Nutzen Analyse ist kaum zu finden. Zudem dürfen wir den entscheidenden Technologie-Schritt keinesfalls verpassen.
Mit allen politischen Handlungsmöglichkeiten und Mitteln ist deshalb die Beschaffung von mindestens einer Tranche (12 Flz) neuer Kampfflugzeuge der neuen Generation, voranzutreiben. Es gilt, mit höchster Priorität die Einsatzbereitschaft der Luftwaffe auch in Zukunft zu erhalten und nicht in einer technologischen Lücke unterzugehen.
Keine Nation im europäischen Raum schafft die Luftwaffe ab, im Gegenteil, kleinere Nationen als unser Land, beschäftigen sich mit dem Kauf von Kampfflugzeuge der allerneuesten Generation. Jegliche infanteristisch-motorisierte Aktionen, aber auch mechanisierte Operationen, finden in einem modernen Bedrohungsszenario nicht ohne einen temporären Luftschirm über dem Einsatzraum statt. Es ist unabdingbar, dass auch ein kleines Land, in einer geografisch heiklen Lage mitten in Europa, mit einer schlagkräftigen, gut ausgerüsteten Luftwaffe, die in der Verfassung vorgegebene Wahrung der Lufthoheit über dem eigenen Territorium gewährleisten kann.